Sara entwickelte Schlafstörungen, hatte keinen Appetit mehr und zusätzlich oft starke Kopfschmerzen; sie fühlte sich zudem kraft- und freudlos. Sara wollte ihren Eltern lange nichts von ihren Gefühlen erzählen um sie nicht zu beunruhigen. Als jedoch das neue Schuljahr begann, wurde Sara alles zu viel und sie sah ihren einzigen Ausweg in einem Suizidversuch. Nach diesem Vorfall wurde Sara in die Luisenklinik in Bad Dürrheim, die eine Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ psychotherapie ist, eingewiesen. Dort wurde dann sehr schnell eine Depression und ADS (AufmerksamkeitsDefizitSyndrom) diagnostiziert. Sara fühlte sich in der Klinik von Anfang an wohl und verstanden. Sie freut sich, dass sie dort sofort herzlich aufgenommen und ihre Probleme ernst genommen wurde. Die regelmäßigen Gespräche mit den Therapeuten, Betreuern aber auch mit anderen Kindern und Jugendlichen, die die ähnlichen Gefühle haben, haben Sara geholfen ihre Probleme aktiv anzugehen. Viel Spaß machten Sara auch die täglichen Runden durch den Wald und die Maltherapie.
Die Eltern von Sara begleiteten sie selbstverständlich zum Aufnahmegespräch in die Klinik. Auch sie erhielten von dem Luisenklinik-Personal umgehend Unterstützung und Orientierung, da die Klinikeinweisung natürlich erst einmal Bestürzung und Verunsicherung ausgelöst hat. Daniela R.*, Saras Mutter, hatte jedoch sofort das Gefühl, dass ihre Tochter in der Klinik gut aufgehoben ist. „Wir waren uns von Anfang an sicher, dass wir uns auf die Klinik und deren Therapieangebote verlassen können. Wir durften Sara jede Woche besuchen und hierbei auch ihre Therapeutin treffen. Die Gespräche waren für uns als Eltern sehr wichtig, da wir unsere Sorgen aber auch Fragen ebenfalls adressieren konnten“.
Nach einem 9-wöchigen Aufenthalt in der Luisenklinik konnte Sara gestärkt die Klinik verlassen und in den Alltag zurückkehren. Auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt wurden Sara und deren Eltern bereits während der Behandlung vorbereitet und es wurden hilfreiche Tipps und Methoden an die Hand gegeben. Auch nach der Entlassung waren die Therapeuten/innen und Betreuer/innen telefonisch erreichbar, falls es Fragen oder Probleme im Alltag gab. Daniela R. führt hierzu aus: „Diese Unterstützung war für unsere Familie und den Heilungsprozess sehr wichtig, da wir im Anschluss an den Klinikaufenthalt nicht sofort einen ambulanten Therapeuten finden konnten. Die Wartezeiten sind dort oft mehrere Monate und ohne die Hilfsbereitschaft der Klinik diese Zeit zu überbrücken, wäre das kaum zu stemmen gewesen“.
Mittlerweile hat Sara einen Therapeuten in ihrer Nähe gefunden, mit dem sie ein Mal wöchentlich eine Gesprächstherapie hat. Zusätzlich nutzt Sara im Alltag ihre in der Klinik erlernte „Skills Box“, d. h., wenn sie sich angespannt fühlt, geht sie spazieren oder hört Musik. Zudem befinden sich in Saras Box u. a. Ätherische Öle und scharfe Bonbons, damit sie beim Einatmen oder Lutschen wieder „zu sich zurückfindet“. Diese auf jedes Kind oder Jugendlichen individuell abgestimmten Methoden werden u. a. während der Therapiestunden in der Klinik gelernt und verinnerlicht.
Doch nicht alle Eltern können ihre Kinder in solch einer Krankheit unterstützen. Deshalb wurde im Jahr 2002 die „Stiftung Luisenklinik“ von Ingrid Wahl und Herrn Prof. Dr. med. Rolf Wahl ins Leben gerufen. Ziel ist es seelisch kranke Kinder und Jugendliche und deren Familien mit gezielten Hilfen zur Selbsthilfe zu unterstützen. Mit den Spenden werden dann z. B. Kleider für Kinder/Jugendliche gekauft, die nur wenig zum Anziehen haben oder es wird die Zugfahrt über Weihnachten nach Hause finanziert. Des Weiteren werden mit den Geldern benötigte Dolmetscher für die Gespräche in der jeweiligen Muttersprache mit den Kindern organisiert und Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke für unsere kleinen Patienten/innen gekauft. Auch für Ausflüge mit den psychisch kranken Kindern z. B. an den Bodensee oder zur Alpakafarm werden die Spenden genutzt. Wenn Eltern die Fahrtkosten für die Fahrten zu Gesprächen oder Besuchen in der Luisenklinik nicht tragen können, unterstützt die Stiftung selbstverständlich gerne. Auch Angebote zur betreuten Freizeitgestaltung in den Schulferien werden finanziert.
Damit die hilfsbedürftigen Kinder und Jugendlichen auch weiterhin unterstützt werden können, sind wir auf kleine und große Spenden angewiesen. Jede Spende stellt einen wichtigen finanziellen Baustein zur Linderung von seelisch bedingten Beeinträchtigungen dar.
Sara und ihren Eltern ist es zum Abschluss des Gesprächs sehr wichtig zu erwähnen, dass man sich mit psychischen Problemen nicht zu verstecken braucht. Sondern man muss mit dieser Krankheit offen umgehen und sich Hilfe suchen. Mit diesem Erfahrungsbericht soll jeder ermutigt werden, sich in solch einer Situation seiner Familie oder Freunden anzuvertrauen und sich ärztliche Unterstützung einzuholen.
* Namen geändert